Pessimismus oder Wahrscheinlichkeit? Mit gewissen Szenarien sollte man sich auseinander gesetzt haben. Warum eine Vorbereitung auf gewisse Umstände nichts mit Wahn, Schwarzmalerei oder Pessimismus zu tun hat, sondern mit einer realistischen Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten, das lesen Sie hier.
„Ich kann mir das einfach nicht vorstellen.“
Haben Sie schon einmal von der „Prepper Szene“ gehört? Prepper (aus dem Engl. von prepare, sich vorbereiten) sind Menschen, die sich gezielt auf das Eintreten von Katastrophenszenarien vorbereiten. Die individuellen Maßnahmen, die hierfür ergriffen werden, variieren und reichen von der Bevorratung mit Lebensmitteln, über den Ausbau des eigenen Kellers als Schutzraum, bis hin zur Einrichtung von geheimen Bunkern und der Ausbildung der eigenen Kinder in Nahkampftechniken und der Verteidigung mit Waffen. Es ist noch nicht so lange her, da huschte Ihnen und mir vielleicht ein Schmunzeln über die Lippen, wenn man von solchen „Hobbys“ gehört oder entsprechende Dokumentationen im Fernsehen gesehen hat. Mittlerweile lebt die ganze Welt (und das ist schon etwas sehr besonderes) seit über zwei Jahren in einem Ausnahmezustand. Und seit ein paar Wochen beschäftigt insbesondere Europa das nächste Schreckensszenario.
Seien wir ehrlich: Hätten Sie sich noch vor drei Jahren einen Vorrat an Nudeln und Klopapier zugelegt, einen Wasserkanister im Keller gebunkert, einen Fluchtrucksack gekauft oder darüber nachgedacht, wo sich der nächste Luftschutzbunker befindet?
Ich behaupte einfach mal, der Großteil der Menschen antwortet hier mit Nein. Denn wir konnten uns das „einfach nicht vorstellen.“ In der Vergangenheit wurden Menschen, die gewisse Dinge zumindest in Erwägung ziehen, eher milde belächelt oder mit Sprüchen wie:
„Du legst den Fokus darauf, wenn du an sowas denkst!“
Oder:
„Ich will mich mit sowas nicht beschäftigen, das ist Schwarzmalerei.„
abgetan.
Doch was ist Verdrängung, was ist schlicht fehlende Vorstellungskraft, was ist Fanatismus und Schwarzmalerei und wo finden wir eine gesunde Balance zwischen diesen verschiedenen Umgangsformen mit unvorstellbaren Ereignissen
- Typ Verdrängung
Diejenigen, die verdrängen, können sich insgeheim sehr wohl vorstellen, dass ein Szenario XYZ eintreten könnte. Sie glauben jedoch (Glaubenssätze, die Menschen sich bilden, können ganz unterschiedlich sein und unterschiedlichste Ursachen haben. Einen Artikel über Glaubenssätze findet ihr hier) dass es ihnen besser geht, wenn sie sich nicht mit dem Thema befassen. Oder sie trauen es sich nicht zu, die Realität verarbeiten zu können und schalten deswegen lieber auf Verdrängung.
Verdrängen ist eine der ungesündesten Optionen. Denn unser Unterbewusstsein arbeitet immer. Es will verarbeiten, es will wohldosiert an Informationen gelangen, um Strategien entwickeln zu können. Verwehren wir diese krampfhaft, kann uns das krank machen.
2. Typ fehlende Vorstellungskraft
Hiervon zu unterscheiden sind diejenigen, die sich „einfach nicht vorstellen können„, dass gewisse Ereignisse unser Leben erschüttern könnten. Ihnen fehlt schlicht die Vorstellungskraft, Szenarien wie Krieg, Krankheit, Armut oder Umweltkatastrophen gedanklich in unsere Welt zu lassen. Das ist übrigens ein erforschtes Phänomen, es nennt sich Aphantasie. In der Psychologie und bei Menschen mit ausgeprägter Aphantasie bedeutet das, dass das bildliche Vorstellungsvermögen stark eingeschränkt ist. Menschen, die hiervon im Alltag betroffen sind, können z.B. kein visuelles Bild ihres Ehepartners im Kopf erzeugen. Sich einen Frühstückstisch visuell/mental vorzustellen und diesen zu beschreiben, fällt den Betroffenen schwer oder ist gar unmöglich.
Bei hiesigem Thema geht es jedoch um etwas anderes. Es geht darum, dass viele von uns verlernt haben, sich Ereignisse, die die Welt und uns Menschen in der Vergangenheit schon so oft getroffen haben, auch realistisch im Hier und Jetzt vorstellen zu können und hierfür gewisse Vorkehrungen zu treffen.
Statistisch gesehen bricht alle 1,91 Jahre ein zwischenstaatlicher Krieg aus (Quelle aus 2018, hier).
Bekannt ist mittlerweile auch, dass statistisch gesehen jeder zweite Deutsche irgendwann in seinem Leben die Diagnose Krebs erhalten wird.
Solche und andere Ereignisse sind gut ausgerechnete Wahrscheinlichkeitsprognosen.
3. Typ Pessimist
Von der realistischen Betrachtung zu unterscheiden ist die mentale Grundeinstellung des Pessimismus. Diese wird auch definiert als „Lebensauffassung von Menschen, die alles von der schlechten Seite betrachten; Grundhaltung ohne positive Erwartungen„. Bei Pessimisten geht es nicht um eine realistische, ausschnittsweise Betrachtung möglicherweise eintretender Schreckenszenarien, wie wir sie hier besprechen. Der Pessimist hat eine negative Grundhaltung zu vielen Dingen im Leben. Die neue Mietwohnung in bester Lage? Die bekommt doch eh ein anderer. Die nächste Reise in die Karibik? Klappt doch eh nicht. Da streikt bestimmt wieder ein Flughafen. Tolles Wetter in der Karibik? Nö. Wird vermutlich genau so trübe, wie vor zig Jahren in Venedig.
Menschen, die sich also, ähnlich wie Prepper, mit Themen beschäftigen um vorbereitet zu sein, darf kein Pessimismus nachgesagt werden. Die mentale Grundhaltung eines Pessimisten ist anders ausgeprägt und sollte nicht ohne genaueres Hinschauen auf andere übertragen werden, nur weil uns gewisse Vorbereitungshandlungen vielleicht unüblich erscheinen.
Aber ist es denn so unüblich, Vorkehrungen zu treffen? Nur, weil wir in diesem Teil der Welt bislang wohlbehütet durch das Leben gekommen sind?
4. Typ Fanatiker
Vorbereitung ist gut. Fanatismus ungesund. Sie gehen regelmäßig zur Krebsvorsorge? Super! Hinter jedem Zwicken im Körper einen Tumor zu erwarten: nicht gut. Sie schicken Ihre Tochter zu einem Selbstverteidigungskurs für Frauen und geben ihr gewisse Verhaltensweisen für „merkwürdige“ Situationen mit auf den Weg? Super! Sie verfolgen Ihre Tochter auf Schritt und Tritt und lassen ihr – obwohl sie in Bottrop und nicht in Mexiko leben – einen GPS-Sender implantieren? Ungesund.
5. Der goldene Weg durch die Mitte
Prävention ist gut, Fanatismus nicht. So könnte die Zauberformel abgekürzt lauten. Es ist wichtig zu lernen, sich auch den unbequemen Themen des Lebens zu stellen. Das ist gesünder, als Verdrängung. Darüber hinaus ist es schlicht und ergreifend auch Realität, dass gewisse Ereignisse unser Leben, uns und unser Beisammensein auf diesem Planeten treffen können. Es ist vermutlich wahrscheinlicher, sich auf gewisse Naturkatastrophen einstellen zu müssen, als auf eine Invasion durch Aliens. Wobei auch letzteres nicht kategorisch auszuschließen ist, Thema Vorstellungskraft. Wissen wir, was in den Weiten des Weltalls passiert? Aber zurück zu einer statistisch wahrscheinlicheren Betrachtungsweise.
Es ist dem Leben und den Unwägbarkeiten desselbigen immanent, dass gewisse Ereignisse in bestimmten Intervallen auf uns zukommen.
Um die Unabwägbarkeiten des Lebens überhaupt präventiv berücksichtigen zu können, gilt es, die eigene Lebenssituation, den Wohnort, den eigenen Gesundheitszustand und seine Finanzen gut zu kennen. Ohne hysterisch zu werden. Eine Familie mit Haus und vier Kindern in einem lawinengefährdeten Berggebiet muss für sich und ihre Situation andere Vorkehrungen treffen, als ein Ehepaar ohne Kinder mit Mietwohnung in Berlin Wilmersdorf. Hat der Ehemann mit Mietwohnung in Berlin Wilmersdorf Übergewicht, Bluthochdruck, raucht viel und übt außerdem einen stressigen Job aus, müssen andere Parameter der Prävention unter die Lupe genommen werden.
Ihre persönlichen Parameter müssen Sie selbst kennen und einer realistischen Einschätzung unterziehen.
Für Schreckensszenarien, die die Welt oder bestimmte Regionen betreffen könnte, hilft die Zusammenstellung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, hier. Hier erhalten Sie nüchtern und mit übersichtlichen Checklisten erfasste Themen wie Notfallvorsorge, einen Ratgeber für das richtige Handeln in Notsituationen, Checklisten für eine gesunde Bevorratung mit Lebensmitteln und Getränken, Medikamenten und Co – ohne Klopapier und Speiseöl zu hamstern. Denn 15 Liter Speiseöl nützen Ihnen in den wenigsten Szenarien irgendetwas. Es sei denn, Sie wollen während einer Naturkatastrophe eine Pommesbude eröffnen. Good Luck!
Uns kommen solche Themen ungewöhnlich vor, da das Thema Notfallvorsorge zu lange in Deutschland nicht besprochen und in den Alltag der Bevölkerung integriert wurde. In anderen Ländern dieser Erde ist es völlig normal, schon im Schulalltag über Katastrophenschutz und das Verhalten bei Notfällen zu sprechen. In Skandinavien etwa gehört das Wiederbelebungstraining / Reanimationstraining zum Schulunterricht dazu. In Dänemark wurden 2005, neben anderen Maßnahmen, verpflichtende Reanimationstrainings an Grundschulen eingeführt, um die Wiederbelebung durch Laien zu verbessern. In manchen Regionen der Erde ist es völlig normal, einen Fluchtrucksack zu Hause zu haben (Japan, Erdbebenregion, Tsunamiregion).
Wunschliste
Ich würde mir wünschen, dass auch in Deutschland gewisse Themen völlig selbstverständlich schon in/ ab dem Schulalltag in unser Leben verpflichtend integriert werden. Ja, mein Schülerlotsen-Training hat mir Spaß gemacht. Noch wichtiger wäre gewesen, den korrekte Umgang mit einem Feuerlöscher zu lernen oder eben besagtes Reanimationstraining. Auch der Fahrradkurs war super! Einen Erste-Hilfe-Kurs in den Fahrradunterricht zu implementieren? Oder das Thema Krebsvorsorge in den Biologieunterricht in der Oberstufe? Als Kinder und Jugendliche lernen wir spielerisch und verarbeiten gelassener. Viele Themen haben wir im Blick. Den Sexualkundeunterricht. Den Schwimm- und Fahrradkurs. Den Erste-Hilfe-Kurs zum Führerschein. Vielleicht ist es an der Zeit, wieder mehr mitzudenken und nicht zu glauben, dass alles so bleiben kann, wie es ist. Die Welt verändert sich. Schließen wir sie nicht aus.
Love, V I D A .