Vom Loslassen und gelassener werden. Und damit herzlich Willkommen in Jahr 2022.

2022 – da bist du endlich. Und, gibst du uns die Chance, aus vollem Herzen zu lachen, einander zu umarmen, Nähe zuzulassen und eine sorglose Zeit miteinander zu verbringen? Die Welt zu bereisen, ohne das kleine Stimmchen im Hinterkopf, das da sagt, die Zeiten seien noch immer kurios. Lüfte lieber noch einmal durch. Halte Abstand. Eine Umarmung? Lieber nicht.
Stand heute wissen wir nicht, was uns erwartet, aber ich sage euch: ich habe ein gutes Gefühl. Ich habe tatsächlich seit gestern (;-) ) das Gefühl, dass es 2022 zu einer spürbar positiven Veränderung in der C.Krise kommen wird. Also nicht nur zu einem Durchgehangel bis zum Sommer und insgeheim wissen wir alle, „der Winter naht“. Nein, ich meine eine echte Veränderung zum Guten. Es ist nur ein Gefühl, was mich allerdings zu der Headline dieses Artikels führt:
Was, wenn Dinge nicht so laufen, wie vorgestellt? Wie wird man gelassener und wie geht man gelassen mit den kleinen und großen Herausforderungen des Lebens um?
Was ist Gelassenheit?
Abgeklärt. Ausgeglichen. Ruhe. Sind das Synonyme, die Ihnen bei dem Wort Gelassenheit durch den Kopf gehen? Bei der Gelassenheit geht es insbesondere darum, auch in anspruchsvollen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, eben nicht im Affekt, emotional oder übereilt zu reagieren. Man nimmt die Dinge nicht so schwer, bewahrt eine innere Haltung. Erklärt wird die Gelassenheit daher auch mit Seelenruhe, Unerschütterlichkeit und Beherrschung.
Wenn diese Abgeklärtheit fehlt, merken wir das häufig an einer inneren Hektik oder, je nach Situation, in uns zieht sich etwas zusammen und wir reagieren aufgeregt, nervös, abgespannt, zickig.
Ja, so ist das eben in manchen Situationen. Was soll man schließlich tun, wenn man an Weihnachten vollbepackt mit Kind und Hund zu den Schwiegereltern ans andere Ende der Stadt fahren soll, wobei der Hund schnell nochmal Gassi muss, das Kind schreit, weil es an Weihnachten eben nicht sein geliebtes Piratenkostüm anziehen soll, drei von gefühlt 500 Geschenken sind noch nicht verpackt und dann muss die ganze Bande auch noch einen Zwischenstopp bei der Tanke einlegen, weil der Tank leer ist. Der Hund ist nass und stinkt, weil es beim Gassigehen geregnet hat. Das Kind zieht eine Schnute. Bei den Schwiegereltern endlich angekommen immer der gleiche Spruch: „Na, fast pünktlich. Wie immer.“ Der Hund bellt, die Geschenke müssen noch immer verpackt werden, und das Tiramisu? Zu Hause vergessen. „Wie gut, dass ich gestern noch schnell unsere Weihnachtstorte gebacken habe“, lautet der nächste Spruch der Schwiegermutter. Wenigstens bellt der Hund nicht mehr.
Alltäglicher Wahnsinn, denken die einen und lehnen sich schmunzelnd zurück, nippen an der Jacobs Krönung und freuen sich auf die Weihnachtstorte. Ein Horrortrip, denken die anderen. Wie soll da noch gute Stimmung aufkommen?
„In sich ruhen wie ein Buddha“
Mit Gelassenheit auf die Dinge zu reagieren kann man lernen. Es bedeutet nämlich nicht, alles wegzulächeln oder zu ignorieren. Es bedeutet eher:
- in herausfordernden Situationen nicht sofort zu reagieren oder zu antworten, sondern erst einmal sacken zu lassen, um dann bewusst das Thema zu begutachten. Lohnt sich eine Reaktion überhaupt?
- nicht hektisch werden, durchatmen und die Lage sondieren
- hinterfragen, wenn man wütend oder zickig wird: was nervt mich gerade? Woran genau liegt es, dass meine Stimmung umschlägt? Ändert sich etwas an der Situation, wenn die Stimmung in den Keller geht? Tue ich vielleicht jemandem Unrecht, wenn ich ungehalten reagiere?
Oftmals kehrt die innere Ruhe bereits dadurch ein, indem man nicht impulsiv reagiert, sondern durchatmet und sich kurz diese oder ähnliche Fragen stellt. Denn der innere Druck und ein Umschlagen der Stimmung hängen häufig damit zusammen, dass man den Aufgaben, Themen und Situationen hinterher springt, nachhechtet und alles ad hoc geklärt wissen will, obwohl das gar nicht nötig ist. Wir springen dann auch dem blöden Spruch der Schwiegermutter hinterher oder der patzigen Email einer Arbeitskollegin, obwohl das gar nicht erforderlich ist. Inne zu halten, durchzuatmen und kurz zu pausieren löst die innere Anspannung oft in Sekunden.
Und wenn Sie mit einem platten Reifen liegen geblieben sind, obwohl Sie in zwei Stunden auf einer Messe sein müssen, um den Messestand aufzubauen und die Mitarbeiter in Empfang zu nehmen?
Auch dann: durchatmen, Stimmung nicht kippen lassen. Denn der platte Reifen ist sowieso da. Sie können nur den Pannendienst rufen und abwarten. Hier kann man also nicht viel machen. Für Ihre Stimmung und ob Sie die Situation als Katastrophe empfinden, sind Sie jedoch immer selbst zuständig. Für den einen ist der Platten eine kurze Verschnaufpause, mehr nicht. Für den anderen bricht eine Welt zusammen, was für ein Käse, war ja klar, dass die Dinge nicht reibungslos laufen. Auf nichts kann man sich verlassen!
Die innere Haltung zu den Dingen entscheidet.
Unsere Einstellung zu den Dingen entscheidet über unsere Stimmung. Und damit auch darüber, ob uns etwas nervt, traurig macht, enttäuscht oder unter Stress setzt. Natürlich lässt sich nicht auf Knopfdruck darüber entscheiden, nicht traurig zu sein oder Enttäuschung auszuschalten. Der Trick ist, das Gefühl zunächst einmal wahrzunehmen, es zu erkennen, um dann zu entscheiden, wie man sich dazu verhalten will. Welche Einstellung wähle ich ?
Trauer, Wut, Ärger, Enttäuschung, Stress
Ein weiteres Beispiel:
Mein Mann und ich auf dem Rückweg von Pisa nach Berlin. Der Flug hatte zwei Stunden Verspätung, das wussten wir. Auf dem Flughafen in Pisa angekommen verlängerte sich die Wartezeit von Stunde zu Stunde immer weiter. Ich geriet langsam ins Schwitzen. Es war mittlerweile 20:00 Uhr, ich hatte am nächsten Morgen um 09:00 Uhr ein wichtiges Meeting, auf dem ich nicht völlig schlaftrunken aufschlagen wollte. Ich tigerte auf dem winzig kleinen Flughafen auf und ab. Es wurde 22:00 Uhr und wir hatten noch immer keine Info, ob wir überhaupt nach Hause kommen würden. Unsere Maschine stand noch immer in Berlin, war also noch gar nicht vor Ort. Ich verlor die Geduld. Meine Stimmung war im Keller, ich war innerlich völlig aufgelöst, musste viel zu oft auf die Toilette und essen konnte ich auch nichts. Welch ein Ärger, ich wollte doch einfach nur nach Hause. Mein Mann hingegen war die Ruhe selbst. Wie ein Buddha saß er auf den kalten, schalenartigen Plastikstühlen am Gate, beobachtete die Menschen, gähnte, tippte im Handy, streckte sich aus und mehr nicht.
Er hatte eine andere Einstellung gewählt. Für ihn war es die Mühe nicht wert, sich in die Situation hineinzusteigern. Wir konnten an unserer Lage nichts, aber auch wirklich gar nichts ändern.
Um kurz vor Mitternacht hob der Flieger ab, ich lag um 03:00 Uhr im Bett und war pünktlich um 09:00 Uhr bei meinem Termin.
Die Emotionen dürfen existieren und sie werden existieren. Lassen Sie sich nicht von Ihnen gefangen nehmen. Wenn Sie sie erkennen, treten Sie innerlich ein Stück zurück. Distanzieren Sie sich von dem auslösenden Moment, von der Schwiegermutter, die übergriffig wird oder dem Chef, der alle fünf Minuten anruft, weil er seine Akten verlegt. Betrachten Sie Ihre aufkommenden Emotionen distanziert, atmen Sie durch, und überlegen Sie, wie und obSie reagieren wollen.
Diese Entscheidung steht Ihnen immer frei. Für besonders impulsive Menschen wird das sicherlich zunächst eine echte Herausforderung. Sich nicht von seinen Impulsen davon tragen zu lassen. Probieren Sie es aus. Gelassenheit ist Trainingssache.
Ich wünsche uns allen für das Jahr 2022 einen gewissen innerlichen Abstand zum Weltgeschehen. Vergessen Sie nicht, zu atmen.
V I D A