Weniger grübeln, sich weniger Gedanken machen. Aber wer beantwortet einem die Fragen des täglichen Miteinanders, der Innen- und der Außenwelt? Wer sagt einem, was zu tun ist, um entweder zu einer Lösung zu gelangen, oder um zumindest aus dem Gedankenkreisel auszubrechen? Und wenn mich eine ganz aktuelle Frage beschäftigt? Muss man heutzutage wirklich dies und das? Wie verhalte ich mich, wenn XYZ? Ist es normal, dass … ? Und muss man das überhaupt zerdenken?
Im Folgenden stelle ich euch drei Bücher vor, die sich mit unterschiedlichen Ansätzen dem Thema der Inneren, also unserer Gedankenwelt annehmen. Ich bin gespannt, was ihr zu dieser Auswahl sagt, die auf keinen Fall abschließend zu verstehen sein kann. Let’s go!
1. Der Klassiker – Leben im Jetzt
Von Eckhart Tolle ist die kurze Version seines Bestsellers „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart„. In der hier vorgestellten, kürzeren Fassung kann man sich auf schmalen 152 Seiten seine wichtigsten Statements und Kernaussage herausziehen.
Achtung, Spoiler: die Kernaussage von Tolle ist, dass nur das Leben im Jetzt es schafft, dich von der Kontrolle durch deine Gedanken abzuhalten. Die Gedankenwelt ist nicht real. In dieser Welt können wir nicht leben, geschweige denn dort glücklich sein. Nur durch die Wahrnehmung des Hier und Jetzt (was passiert gerade, in dieser Sekunde? Was hörst du? Gibt es jetzt, genau in dieser Sekunde, ein Problem?) können wir uns von unserem Strudel im Geiste befreien und feststellen, dass die vermeintlichen Probleme in unserem Leben in erster Linie nur unserem Geiste entspringen.
In anderen Lehren wird es Achtsamkeit genannt. Manche Autoren nennen es „Gewahrsein„, etwa Rhonda Byrne in „The Greatest Secret“: „Ohne es überhaupt zu merken, konzentrieren sich die meisten von uns ständig auf das Rauschen der Gedanken, die unserem Geist entspringen.„
Egal, wie man es nun nennt, in diesen Lehren geht es darum, wenn man spürt, in Gedanken zu versinken oder aus der Realität zu entgleiten, das Objektiv im Kopf wieder scharf zu stellen ins Hier und Jetzt. In den gegenwärtigen Moment aufzutauchen. Sich wieder ranzuzoomen an die Ist-Welt. Das braucht Übung und Geduld. Irgendwann gelingt es immer besser, nicht in die Kopfwelt zu entgleiten. Eine klassische Übung hierfür ist die Meditation. In der Meditation geht es darum, gewahr zu bleiben. Spüre deinem Atem nach. Wie fühlt er sich an? Auch Body-Scans sollen dabei helfen, im Moment zu sein, um hier nur zwei Achtsamkeitsübungen zu benennen, von denen sicherlich jeder schon einmal gehört hat.
Ich empfehle dieses kurze Büchlein von Tolle jedem. Punkt.
Ob man sich an den sehr viel komplexeren Klassiker heranwagt, ist eine Frage der eigenen Vorlieben, wie anspruchsvoll eine Lektüre denn sein darf 😉
2. Kurz und bündig – Wie man aufhört, zu viel zu denken
Von George Cure. Sehr direkt in der Aussage, ohne sprachliche Umwege oder philosophische Schnörkeleien. So geht es natürlich auch!
Das Buch bezeichnet sich selbst als „Leitfaden zur Bewältigung negativer Denkmuster.“ Exzessives Denken und Ängste sollen durch praktische Techniken und vielseitige Tipps und Tricks aufgelöst werden. Sehr hilfreich empfand ich Kapitel 2 mit simplen und sehr gut nachvollziehbaren Erläuterungen zu Fragen wie „Was ist Überdenken?“, „Warum neigen wir zum Grübeln“ etc. Das Buch ist kurzweilig und dennoch hilfreich in der Anwendung, selbst wenn man schon den einen oder anderen Ratgeber in diesem Bereich verschlungen hat. Hiermit erhält man weitere Ansätze und dank der flotten Sprache liest es sich entspannt weg!
Dadurch ist es auch als Einstiegslektüre in das Thema „Überdenken“ wunderbar geeignet.
3. Modern und vielschichtig – 101 Essays, die dein Leben verändern werden
Von Brianna Wiest. In diesem Buch geht es nicht nur um die Frage, wie man weniger grübeln und nachdenken kann. In 101 philosophischen Essays (in der virtuellen Welt würde man sie vermutlich Blogartikel nennen) stellt Wiest Fragen und tätigt Aussagen, die dazu anregen sollen, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und festgefahrene Glaubenssätze zu hinterfragen.
„16 Fragen, die dir zeigen werden, wer du bist (und was du tun solltest)„; „Warum du nicht nach Wohlbehagen streben solltest„; „Warum wir es unbewusst lieben, uns Probleme zu schaffen“ sind nur drei der insgesamt 101 Essays, so vielfältig wie das Leben selbst. Wer nach einem Sparringspartner sucht und selbst nicht so genau weiß, wo der Schuh drückt, ist hier gut aufgehoben.
Zur Lektüre: das Werk ist keine easy-reading Lektüre. Das ließt sich nicht „mal eben so weg“. Das liegt in erster Linie an dem Schreibstil der Autorin, der wenig umgangssprachlich, eher philosophisch-akademisiert daherkommt. Ganz anders die Sprache und auf direktem Wege zum Leser dagegen Buchtipp Nr. 2. Böse Zungen behaupten, und damit haben sie nicht ganz Unrecht, das Wiest lose Gedankenfetzen aneinanderreiht, ohne sich wirklich mit den Themen zu befassen. Sie behauptet mehr, als sie Lösungen herleitet. Man kann ihr auf ihrem Weg von der Frage, hin zum Lösungsansatz, oft nur schwer folgen. Das mag den einen enttäuschen. Andere regt das zum Mitdenken an.
Viele der Essays musste ich ein zweites Mal lesen, um mir die Perlen aus Wiests Gedanken und Meinungen herauszupicken. An manchen Stellen gab es einen sehr erhobenen Zeigefinger und Darstellungen, die eher Behauptungen waren, als einer Frage unvoreingenommen nachzugehen. Ich mag es, wenn ich als Leserin selbst zu einem Ergebnis kommen darf und der Autor mich elegant dorthin begleitet, anstatt mir zu sagen „du musst“. Aber das ist vermutlich Geschmackssache.
All in all: ja, man kann das Werk gelesen haben und sofern man sich gerne mit Mindset, Gedankenhygiene und Motivationsthemen befasst, sollte man mal einen Blick hineinwagen. Wer sich neu mit der Thematik befasst und einfache Lektüre bevorzugt, greift bitte lieber zu Buch 2.
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Something is missing?
Ich könnte ewig so weiter machen. „Sorge dich nicht, lebe!“ ist ein weiterer Klassiker, der sich ebenfalls mit dem exzessiven Denken und „sich Sorgen machen“ befasst. Dieses Werk ist entspannt zu lesen, auch wenn Wortwahl und Stilistik alt hergebracht erscheinen, aber ey: die Erstausgabe auf Englisch datiert auch auf 1948!
Ihr Lieben, habt ihr bereits eines dieser Bücher gelesen oder könnt ihr ein anderes empfehlen? Lasst mir einen Kommentar da, mein Lesestapel wächst zwar unaufhörlich aber ich freue mich trotzdem über jede Buchempfehlung.
Keine Empfehlung am Start? Dann lass uns doch zumindest auf Instagram verknüpfen! Du findest mich @vida.jung.author.
Ich freue mich auf euch!
Love, V I D A
P.S.: Ist es überhaupt wichtig, nicht in die Gedankenwelt abzutauchen? Wo liegt denn das Problem?
Das Problem ist nicht das Denken an sich, sondern das Zerdenken. Bei manchen Menschen überspitzt sich dieses viele Denken und wird zu Angstgedanken und Katastrophieren. Natürlich, das sind zwei Extremformen. Aber auch die Etappen davor, das ständige Grübeln, kann negative Auswirkungen auf uns haben. Denn unsere Gedanken sind nicht alleine oder losgelöst. Sie stecken in uns, in unserem Körper. Sobald wir anfangen, uns mit unseren Gedanken zu identifizieren, können diese körperlich unerwünschte Reaktionen auslösen: Anspannung, Unbehagen, Bauchschmerzen, Nervosität, Ängste und das typische „Kribbeln in den Händen“. Je mehr wir lernen, unseren Geist zu beruhigen und uns nicht mit unseren Gedanken zu identifizieren, diese einfach ziehen zu lassen, umso gesünder leben wir in unserem Körper. Die oben benannten Entspannungstechniken sind klassische, simple Methoden und ein erster Schritt in Richtung Achtsamkeit.